The Celtic Times: Zu den Inseln am Rande der Welt Keine Bilder? Webversion Liebe Freunde und Partner des redACtionsbureaus,sie waren alle gekommen, die MacLeods und MacLeans, die MacDonalds und MacArthurs. Dazu die O‘Herties und Noraties aus dem nahen Irland. Beutlins, Brandybocks und Tucks aus dem Auenland schienen auch zugegen, jedenfalls ließen die runden Bäuche und platten Füße das vermuten. Alles, was Lust und Laune hatte, war da. Wir auch. Denn es war Hebridean Celtic Festival in Stornoway, der Hauptstadt der Insel Lewis. Fantastisches Wetter lag über den Hebriden, die normalerweise die Tiefdruckgebiete für den Kontinent brauen, aber auch würziges Bier, und wunderbaren Whisky brennen. Zur Eröffnung unserer diesjährigen Inseleskapaden an den Rändern Europas der ideale Ein- und Ausstieg in: The Celtic Times. Vor zehn Jahren hatten wir sie zum ersten Mal besucht und ebenso feierlich eröffnet, die Reise über die lang gestreckte Inselkette der Äußeren Hebriden. Von Barra im Süden, hinauf über die Uists bis Harris und zum Butt of Lewis im Norden. Einsam waren sie und von herber Schönheit, exponiert am Rand der schottischen Westküste, draußen im rauen Wetter des Nordatlantiks. Am Fringe, wie diese Regionen im Englischen verächtlich genannt werden: dem „Rand der bewohnten Welt“. Aber gemeint ist damit wohl immer der Arsch der Welt. Diesmal wollen wir sie von Norden nach Süden queren, das Bildmaterial auffrischen und unsere Informationen aktualisieren. Vielleicht gelingt ja auch eine neue geführte Tour an diesen weit entlegenen Rändern Europas: „Über die keltische Landbrücke im Atlantik“. Eines war jedenfalls augenfällig: Heute sind die Western Isles touristisch erschlossen(er). Damals waren sie kaum einem bekannt. Wie hatte unsere Oma noch gleich gesagt: „Die Kinder sind wieder irgendwo unterwegs.“ Und listig für jeden, der es hören wollte oder nicht, hinzugefügt: „...Wo genau, hab ich vergessen. Also irgendwas mit äußeren Hämorrhoiden.“ Na dann, bis bald und viele Grüße vom Arsch der Welt! Auf der Website zur diesjährigen Sommerreportage gibt es erste Eindrücke und Bildergalerien. Es ist großartig hier: landschaftlich, kulturell und in all den freundlichen Begegnungen. Völlig unbritisch. Herrlich. Wir melden uns dann wieder mit Impressionen von den Uists... StandortbestimmungUnter strahlend blauem Himmel tuckerte die Fähre durch die Schärenküste um Ullapool in den North Minch. Er trennt das schottische Festland von der Landbrücke der Äußeren Hebriden. Besser gesagt, er verbindet die Highlands mit den Western Isles. Denn es sind allein noch die Wasserwege und Fährpassagen, die im innerhebridischen Inselkosmos hinausreichen bis an den Rand jener entlegenen Welt. Die Fährschiffe von Caledonian MacBrayne pendeln zwischen den unzähligen Inseln der Inner und Outer Hebrides und dem Mainland. Und Mainland ist alles, was starr an der britischen Insel hängt. Ein Fischtrawler zog seine Schleppnetze und einen Schwarm Möven durch die ruhige See. Recht voraus lagen Lewis und Harris, mit watteweißen Wolkenhauben bedeckt als Sonnenschutz. Backbord querab im Dunst des späten Morgens ragten die Berge der Insel Skye auf, die sich weit in die Meeresenge hinausschiebt und derart den Fährweg von Uig nach Tarbert auf Harris verkürzt. Und vor uns lag zur Eröffnung unserer Inseleskapade Lewis und das Hebridian Celtic Festival in Stornoway. Anlandung im Empire Schon die Anreise war ein Genuss gewesen – bis auf die Einreise. Von IJmuiden nördlich von Amsterdam hatten wir mit DFDS die Nordsee passiert – mit Dinner an Bord und Sonnenuntergang an Deck ein kleines Kreuzfahrterlebnis. Nach nur 250 km Autofahrt waren wir über die niederländische Grenze in Nordengland. Die Pass- und Einreisekontrolle in Großbritannien war penibel und langwierig. Um neun hatte die King Seaways in Newcastle angelegt, um 1200 waren wir endlich unterwegs, nach dem Eingeparktwerden im Hafen, Rumstehen in den dicht gedrängten Spuren wartender Fahrzeuge, nach dem Stop and Go und Schlangestehen am Passkontrollhäuschen und nach eingehender Inspektion unseres Reisemobils durch eine sich freundlich gebende Grenzpolizistin. So um 12 rollten wir Richtung Edinburgh, Richtung schottische Grenze. Anreise Nord-Nordwest Von Newcastle an die Nordseeküste zum ersten Bad im kalten Meer. Schweren Herzens mussten wir Edinburgh rechts liegen lassen. Stattdessen steuerten wir nordwärts über Sterling die Highlands an: in und auf die Cairngorm Mountains. Eine wunderbare einsame und karge Gebirgsregion, die im Winter von den alten Jetstreams zollfrei Eis, Schnee und arktische Temperaturen aus den nahen Polarregionen bezieht. Noch, denn der Klimawandel erwärmt den Norden und es ist kein abwegiger Gedanke, dass die Briten in wenigen Dekaden hier wieder Tomaten anbauen oder erstmals auch Wein. Wir nahmen Kurs auf Inverness, das Einfallstor in die nördlichen Highlands, und dort einen harschen Schwenk nach Westen, um Ullapool über die Küste anzulaufen. In Mäandern führen die einspurigen Straßen durch das atemberaubende Wester Ross, ein kolossales Gebilde der letzten Eiszeit, über karge, grün polierte Berge und menschenleere weite Täler. Ihre Seen spiegelten das Blau des makellosen Himmels. Wir wanden uns in engen Kehren hinauf auf die steilen Passhöhen, dann wieder hinab bis nach Applecross und hinaus in die trocken gefallene Bay. Hinauf auf den Saum der erhabenen Küste, unter uns der Minch und der dunkelblaue Scherenschnitt der vorgelagerten Inseln. Die immer tiefer sinkende Sonne des späten Nachmittags kolorierte die Aussichten und selbst der Wind hielt atemlos inne, ich vermute: aus Fernweh. Die Sonne wollte an diesem Tag einfach nicht untergehen. Noch über den Horizont tauchte sie den Himmel in Rot, Orange und sattes Blau, über den fernen Konturen der Äußeren Hebriden. Berauscht von den Farben des Sommers kamen wir nach Ullapool und standen frühmorgens am Fährhafen. CalMac brachte uns rüber nach Stornoway, dem eigentlichen Ausgangspunkt dieser Reise, hinüber in die endlose Marsch und in die Moore von Lewis. Die nördlichen Inseln hängen vertraut aneinander und gehen unmerklich ineinander über. Im Westen führt eine Brücke nach Great Barneray und zu seinen traumhaften weißen Stränden. Im Osten hängt sich das loughrige Scalpay an, mit seinem Seenteppich einer skandinavischen Schärenlandschaft ähnlich. Im Süden ragen die Berge von Harris auf, bis auf 800 Meter über dem Meer und mit Blick auf das ferne St. Kilda, am Rande der Welt. Von Stornoway sind wir der Landbrücke südwestwärts gefolgt, neuer Kurs gut 225°, mit Abzweigern in die Eisenzeit und hinab in die junge Steinzeit, zurück zu altbekannten Plätzen und zu ungeahnten Begegnungen in der postfaktischen Gegenwart: mit Valentine, einer jungen Bretonin, die auf den Inseln Gälisch als ihre zweite keltische Sprache lernt. Ameena, die geophysikalische Technik studierte und das Fracking angesichts des Klimawandels aufgab, um zwischen Roter Beete und grünen Bohnen ein regionales soziales Landwirtschaftsprojekt zu unterstützen: Grow your own Community. Ian, der als Kollege für den Guardian und die Sunday Times schreibt. Er war als kulinarischer Botschafter Glasgows auf dem Whisky-Event in Nürnberg und hat uns als Insider verraten, was die Schotten wirklich unter dem Kilt tragen. Am Fährhafen von Leverburgh warten wir nun auf die Fähre auf die Uists, die südlichen Inseln. Regen hat eingesetzt. Nach 14 Tagen plästern die ersten richtigen Schauer herab: handtellergroß schlagen die Tropfen auf, dann geht die Welt unter in atlantischen Sintfluten. Das Restaurant am Hafen bietet Trost und fangfrischen Fisch. Und Scallops, so groß wie weiße Pflaumen. Morgen früh geht das Boot nach North Uist. Soll es doch regnen... Verfolgt unsere Tour sowie weitere ausführliche Geschichten von den Rändern Europas auf the-celtic-ways.de. Dort demnächst auch neue Geschichten von den Rändern Europas: Ausweichbuchten: Audifahrer grüßen nicht Gaelic Taster: Schnupperkurs Gälisch für Ahnungslose HebCelt: leise Töne und voll die Dröhnung Ein-und Ausstieg auf Islay: Alter und neuer Whisky Die Uists |