Hebriden, Teil 5: über Irland - nach Fiji Keine Bilder? Webversion Liebe Freunde und Partner des redACtionsbureaus,bula! Das heißt willkommen, auf Fiji. Willkommen zur letzten Etappe unserer Sommerreportage 2017 zu den Inseln am Rande der Welt! Wir waren euch ja noch die Heimkehr schuldig: die Rückreise über die geteilte Grüne Insel. Unter Zeitreiseaspekten wird sie sehr bald schon eine Reise vom Commonwealth in die EU gewesen worden sein. Doch so, wie es derzeit aussieht, vielleicht doch noch bei offenen Grenzen. Dies ist quasi der Schlussbericht. Im Aufbruch nach Bonn zur Klimakonferenz COP23 hatte ich versprochen, ihn nachzutragen. Damals wollte ich euch, unsere geschätzten virtuellen Begleiter, noch über einen sehr konventionell gedachten Zeitstrahl zurück auf den Kontinent führen. Er sollte ursprünglich von jenem letzten Fixpunkt des vergangenen Sommers ausgehen [Cairnryan | N 54° 58′ 25″ | W 5° 1′ 25″], sollte heimwärts nach Irland und sodann über England nach Hause weisen. Nun aber bricht er sich im Kaleidoskop des Gewesenen und Kommenden in den Farben eines verblassenden Regenbogens. So führt uns denn nun unser Reisebericht von den schottischen Inseln gleich weiter zu den Fiji Islands. Wenn man so will, sogar umgekehrt: von dort zurück in jenen Sommer an den westlichen Rändern Europas. Es wurde in mehrerlei Hinsicht eine Parallel-Welt-Geschichte. Und als solche will ich sie euch denn auch erzählen und versuchen, in das gegenwärtige Chaos und das raumzeitliche Durcheinander etwas Ordnung zu bringen – auch für mich. Ihre Koordinaten und Orientierungspunkte besitzen natürliche Annäherungswerte. Und neuste Ländertopografien und Karten helfen euch, uns zu verorten. Wir hoffen, ihr findet zu Weihnachten und zwischen den Jahren, wenn in keltischen Rauhnächten die Zeit stillsteht, Muße und Lust zu lesen, Pläne zu schmieden und zurückzuschauen. Für uns war es ein irisches Jahr, sogar noch in Bonn, wie diese Geschichte zeigen wird. Es ist die letzte für dieses Jahr. Sie ist insofern auch Rückblick und Vorausschau. Mit ihr bedanken wir uns bei euch für treue Gefolgschaft in 2017. Statt der üblichen Weihnachtsgeschenke an Familie, Freunde und Partner haben wir diesmal für uns alle an klimarelevante Initiativen gespendet. Auch dazu mehr hier in: "The Celtic Times". Wir wünschen euch eine schöne Weihnachtszeit, ein besinnliches Christfest und viel Inspiration in 2018ff. Bula und bis die letzten Tage ! Heinz Bück & Sigrid Schusser Die CO2-Uhr zählt den Countdown bis zum globalen Eintritt in die 1,5°-Welt. Die Zeitansage ist unhörbar: Hört nun endlich auf! Macht voran! In Wahrheit steuern wir derzeit schon über die 2° hinaus in eine unbehauste Welt: aus Inkonsequenz, Ignoranz, Untätigkeit... Zur Zeitansage der Climate Clock Über die [Nicht-] Einhaltung der selbst gesteckten nationalen Klimaziele laut Pariser Abkommen wird Buch geführt. Deutschland als einer der größten Emittenden von Treibhausgasen (GHG) verharrt wie in den Vorjahren untätig in Zone Gelb [mittelmäßig] auf Platz 22 im Climate Change Performance Index: Germany ranks number 22 in this year’s CCPI
edition. As the world’s biggest user of lignite, Germany still has relatively high GHG emissions with nearly no improvements regarding GHG trends within the last years and is rated low in this category. Its dependence on coal remains a major decelerator to achieving Die Iren haben sich den Kontakt zur Anderswelt erhalten. Wer aus ihr herauskommt, bemerkt, dass die Zeit still stehen kann und relativ zur Welt langsamer vergeht. Der Climate Change Performance Index sieht sie 2018 in Zone Rot [sehr schwach] auf Platz 49, zurückgefallen von Platz 12 in 2016, GHG laut ClimateWatch gering: Being the worst performing European country in the CCPI, Ireland ranks 49th. According to national experts, Ireland is one of the few EU countries to miss its 2020 emission reduction targets under the EU effort-sharing decision, which is one reason why the country rates very low in climate policy. Its performance in the field of GHG emissions is also very low as the country is nowhere close to being on track concerning its well-below-2°C compatible pathway with both its current level as well as its 2030 target. We observe a very positive trend in the development of renewable energy, but as the current share of renewable energy in energy supply–as well as the 2030 target–are insufficient, Ireland rates only medium in the renewables category. Zeitreise Irland | Fiji: zur BULA- und zur BONN-Zone Bonn|COP23 | World Congress Center |N 50° 43´ 9,3″|O 7° 7' 27,3″|4.11.17 Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, in Schottland, Irland oder Deutschland. Ich hatte es geahnt und kommen sehen: Erwartungs- und ankündigungsgemäß steht diese Geschichte unter dem Eindruck jenes Klimagipfels, den ich – im hiesigen Hier und heutigen Jetzt – nicht mehr ausblenden kann. Zumal wunderbare persönliche Begegnungen mich beschenkt und sehr berührt haben. Die Nachrichten und Stellungnahmen, die wir als Volunteers zur Verstärkung des UN Presse-Teams während der Pressekonferenzen der NGOs hörten – 14 Tage lang, im halbstündigen Takt jeweils eine neue, teils von acht bis acht Uhr abends – sind ernst. Es braucht noch Zeit, das alles zu ordnen und zu verarbeiten. Doch ich will euch erste Eindrücke nicht vorenthalten, zumal einige bereits darauf warten, davon zu hören. Erste Anregungen kann ich gerne schon weitergeben. Ich weiß aber jetzt schon, ich muss vieles nachreichen. Starten wir also mit jener sehr langen Reise von Irland nach Fiji in Umkehrung der Zeit: in Bonn. Bonn|Bula Zone Press Conference Room 2|N 50° 43' 5,2''|O 7° 7' 46,6''|13.11.17 Wie hatte die indische Yogini und spirituelle Führerin der Brama Kumaris Gruppe Jayanti Kirpalani es ausgedrückt: Es sei weniger der Klimawandel. Es sei der Wandel des menschlichen Bewusstseins, mit dem wir es zu tun haben: mit unserer vergessenen inneren Natur, die unsere äußere Natur gefährde. In der Summe sei es ein globaler Bewusstseinswandel. Er äußere sich in dem fortschreitenden Verlust menschlicher Verbundenheit: mit der irdischen und der kosmischen Welt, mit unseren Mitmenschen und mit uns selbst. Im Verlust dieser Bewusstheit spiegele sich die Entfernung von unserer eigenen Natur. Eine solche Sichtweise hatte ich hier auf den Pressekonferenzen nun wirklich nicht erwartet. Doch sie ist so treffend wie anrührend, wertvoll und hilfreich, dass sie in diesen Rückblick mit eingeflossen ist. Wir hatten in den Jahren zuvor und insbesondere jetzt auf den zurückliegenden Etappen der Celtic Ways oft genug von den wetterbedingten, den physischen Erosionen berichtet. Diesmal geht es – im Transfer jener buddhistischen Weisheit – auch um die mentalen Erosionen an den Rändern Europas. Sie zeigen sich in den politischen und wirtschaftlichen Systemen noch eher als in den persönlichen Begegnungen. Denn wir hatten unterwegs so viele offene Menschen getroffen, die sich jenes allgemein schwindende Gefühl der Verbundenheit längst noch bewahrt haben und sie weitergeben, zumal in Irland und in Schottland. Nicht anders in Bonn. Ich durfte so viel mitnehmen von den Fidschis: überraschende Inspirationen durch hoch engagierte Menschen, validierte Prognosen der Wissenschaft, eindringliche bis erschütternde Appelle der von den Klimafolgen Betroffenen und ungeahnte Erkenntnisse aus der trivialen Nähe zu den politischen Machthabern dieser unruhigen Welt. Vor allem aber große Motivation, unseren wunderbaren Planeten retten zu helfen. Trotz aller berechtigten und ernsthaften Sorgen habe ich viel Verbundenheit bei den Teilnehmern der Klimakonferenz gespürt und selbst erfahren, nicht zuletzt von meinen lieben temporären Kolleginnen und Kollegen. Wo also kommen sie her, die Erosions- und Zentrifugalkräfte, die Entfernungen und Verfremdungen ? Cairnryan|Fährterminal|N 54° 58′ 25″|W 5° 1′ 25″|6.8.2017 Wir stehen westlich am schottischen Gateway, am innerbritischen Fähranleger der Jetztzeit, der egomanischen Postmoderne. Sein Terminal, ein Bauwerk seelenloser Sachlichkeit. Beton auf weitem Asphalt hat jede denkbare, auch nur vage erinnerbare Hafenromantik getilgt. Hier herrschen die Prinzipien des Warenverkehrs, jeder Spiritualität entledigt. Bewegung ist Maschinenwerk. Das Parken vor dem Gebäude will wieder bezahlt werden. Wir sind zurück in der Postmoderne und rechtzeitig am Schalter von Stena Line, um die Nachtfähre gegen die Spätfähre zu tauschen. Der freundliche junge Angestellte am Schalter darf uns umbuchen: für nur 6 Pfund extra im FlexTarif. Auf den flachen Monitoren der menschenleeren Warteräume im Fährterminal übertrug die BBC die Leichtathletik-WM aus London. Nächstes Jahr ist man unter sich, da wird es wieder die guten alten Commonwealth Games geben: wie alle vier Jahre seit der Begründung der damals noch „British Empire Games“ genannten Spiele im Jahre 1930. Und 2018 finden sie in Australien statt, in „Gold Coast“ an der Südostküste von Queensland. Heutige Empire-Gambler in UK träumen von jener weltumspannenden vergangenen Größe. Doch sie verlieren mehr und mehr Anhängerschaft: „Den Brexit verstehe hier wirklich keiner mehr und er selbst habe entschieden, Großbritannien den Rücken zu kehren und auszuwandern“, so der Junge am Schalter: „in die USA oder nach Australien.“ Zurück von den Inseln, würden uns die Medien Anfang November erklären, der französische Unterhändler habe den Briten entnervt ein Ultimatum gesetzt sich zu bewegen oder er werde die Austrittsverhandlungen abbrechen. Gerade in der offenen Frage der künftigen EU-Grenzen zwischen Nordirland und der Republik Irland gebe es keine inhaltlichen Vorschläge aus London. Dorthin sind wir nun unterwegs. Die irische Regierung beharrt darauf, dass die Grenze zu Nordirland offen bleibt, vor allem um ein Aufflammen des Konflikts zwischen Protestanten und Katholiken zu verhindern. An der Nordirlandfrage könnte die Zustimmung der EU und ihrer Partnerstaaten scheitern. Am nächtlichen Fähranleger von Cairnryan entluden sich wolkenbruchartig die Himmelsfrachten. Längst hatten die Wolken die Segel gerefft. Über das Meer stülpte sich ein wassergesättigter Himmel. Heftiger Wind peitschte den Regen über das trübe Hafengelände. In Weiß, Orange und Gelb beleuchteten Scheinwerfer den weiten Parkplatz und die tief über uns hängende triefende Glocke. Durch die Wasserschlieren der Frontscheibe schauten wir hinaus in ein Tiefsee-Aquarium, in dem immer wieder die Augenpaare von rangierenden Trucks kalt aufblitzten wie von schlingernden Moränen und ein glotzendes Ungeheuer das riesige Maul aufriss: Die Fähre nach Belfast hatte festgemacht. Sie spie einen irrlichternden Bandwurm aus, nur um uns selbst alsbald zu verschlingen. Wir kamen als letzte an Deck. Um 22.oo Uhr lief die Fähre aus. Wir haben das CO2-Äquivalent dieser Reise kompensiert: in Baumpflanzung. Geschenkidee Zukunft einen Baum verschenken [1€] oder ein Wäldchen [20 €] Oder gar einen Wald [1oo €] ? An Freunde oder Geschäftspartner? Zu Weihnacht! Hintergrund: Angefangen hat alles 2007 mit einem Schulreferat des damals neunjährigen Felix. Heute ist die Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet eine globale Bewegung mit einem großen Ziel: auf der ganzen Welt Bäume zu pflanzen, um die Klimakrise zu bekämpfen. Was seitdem alles passiert ist und was die Initiatoren um Felix und seinen Vater in Zukunft so vorhaben, das ist hier nachzulesen. Wir haben das CO2-Äquivalent dieser Reise kompensiert: in Baumpflanzung. Solange die Verbrennung von fossilen Energieträgern keiner CO2-Steuer unterworfen ist, ist die eigene freiwillige CO2-Abgabe auf Mobilität ein Weg der Kompensation. Nach der Bonner COP 23 haben sich am 12.12.2017 im Pariser Klimagipfel „One Planet Summit“ die Umwelt- und Klimaminister aus Frankreich, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Schweden und den Niederlanden auf die Prüfung bzw. Einführung eines wirksamen CO2-Preises in den relevanten Wirtschaftssektoren verständigt. Diesel wird nach Angaben des Bundesrechnungshofes [ARD vom 13.12.2017] in Deutschland mit 18 Cent pro Liter subventioniert: mit 8 Milliarden € im Jahr. Bei einem Verbrauch von 10 Litern auf 100km legt der Staat 1,80 € in die Reisekasse: alle 100km! Wer mehr verbraucht, bekommt sogar noch mehr geschenkt. Eine Reise von 2.000 km würde damit in Deutschland vom Staat mit 36 Euro der Steuerzahler bezuschusst. Der CO2-Ausstoß für eine solche Fahrt beträgt je nach Rechner ca. 464 kg. Zum Ausgleich dafür ist gerade mal 1 Baum vonnöten: er kostet zwischen 1 und 6 Euro. Wir meinen: warum also nicht dieses Staatsgeschenk der Steuerzahler an die Natur zurückgeben? Bushmills|Antrim Coast, Nordirland|N 55° 12′ 23,3″|W 6° 31′ 23,3″|8.8.2017 Je weiter wir ins Anthropozän zurückgekehrt waren, je weiter entfernten wir uns vom vagen Trost der rauen schottischen Inseln und ihrer imposanten Natur. Zivilisation machte sich mehr und mehr breit, seit wir Castlebay verlassen, Islay erreicht und Jura besucht hatten. So um den 56. Breitengrad setzte sich die globalisierende Gegenwart durch. Zwar liegen Bronze- und Eisenzeit auch an den Straßenrändern Irlands. Wikinger und Normannen hatten auch hier gesiedelt und sie sind so präsent wie die keltische Kultur und Kunst. Doch die Selbstvergessenheit des Augenblicks, wie sie entlegene Orte hervorzubringen vermögen, wird nun hörbar überlagert und getrübt durch gesellschaftliche Interferenzen. Ein zunehmender Dauerton des Unbehagens einer dienstbar ergebenen Unzufriedenheit, einer reizbaren, teils aggressiven Hektik dringt aus den Kernregionen der zivilisierten Welt hinaus, bis an die Küsten. Nur die Brandung kann ihn zeitweilig übertönen und der Regen. Und Sonne kann ihn vergessen machen. Vor uns lag Nordirland, dem wir diesmal besonders Zeit schenken wollten. Freunde erwarteten uns. Die Wolken waren aufgerissen in jener Nacht, als wir durchs schlafende Belfast rollten, hinaus zum Titanic Building, um Fuß zu fassen. Wir waren auf der Grünen Insel. Noch im Mai war ich als Tour-Guide mit meiner Gruppe hier. Nun – nach unserer Schottland-Expedition – wollten wir ein paar Tage Ferien machen, die geführte Tour für das kommende Jahr vorbereiten. Vor allem aber Freunde besuchen: als erste Laurentiu und seine Frau Mihaela an der Antrim Coast. Die beiden empfingen uns herzlich. Laurentiu, der "Brückenwärter" von Carrick-a-Rede (irisch Carraig an Ráid = Fels im Weg) hatte den grauen Nomaden meiner Reisegruppe während der Irlandumrundung im Mai eine wunderbare Führung zur Insel der einstigen Lachsfischer geboten. Die Fanggründe sind seit den 1980ern erschöpft. In den Pressekonferenzen in Bonn würde ich von Ozeanographen erfahren, dass der Bestand der Speisefische weltweit dramatisch zurückgeht, allen voran Lachs, Kabeljau und Hering: Die Meere sind überfischt, plastifiziert und erwärmt und zunehmend CO2- gesättigt. Bushmills|Antrim Coast, Nordirland|N 55° 12′ 23,3″|W 6° 31′ 23,3″|9.8.2017 Diesmal sind wir privat verabredet zum Bummeln und gemeinsamen Wandern, zu überschaubar kleinen Touren jedoch. Denn Mihaela erwartet ihr erstes Baby. Am 10.12.17 werden wir die freudige Nachricht von Isabellas Geburt erhalten: Mutter und Kind wohlauf, der Vater überglücklich. Die Mourne Mountains waren und sind ein Seelenort der jungen Eltern. Die wunderschöne Bergwelt liegt im Südosten Nordirlands unterhalb der Hauptstadt Belfast. Ein Wandergebiet der Extraklasse, sein bekanntester Berg ist der Slieve Donard, mit 849 Metern der höchste Nordirlands. In kalten Wintern bei Wind aus Nord steigt man hinauf in arktische Temperaturen. Noch! Denn die Polarregion erwärmt sich signifikant, wie das Postdam-Institut PIK am 12.12.2017 bekannt geben wird. Das Eismeer schmilzt dahin wie die Gletscher in den Hochgebirgen. Am selben Tag wird The Guardian melden, dass nun auch die Permafrostböden rapide auftauen, viel schneller als gedacht. Rechtsstreit Klimafolge: Eine gerichtliche Klärung, ob große CO2-Emittenden wie RWE nach dem Verursacherprinzip für die Folgen von Klimawandel haften, steht an. Das Oberlandesgericht Hamm hat am 30. 11.17 die Beweisaufnahme im Fall des peruanischen Bergbauern Saúl Luciano Lliuya gegen RWE zugelassen. Für Germanwatch bejaht das Gericht damit, dass Unternehmen prinzipiell für ihren Anteil an der Verursachung von Klimaschäden verantwortlich seien. Wie die ARD meldete, sieht sich Saúl Luciano infolge klimabedingter Gletscherschmelze in den Anden in seiner Existenz bedroht. Für die wissenschaftlichen Gutachten zur Beweisaufnahme fordert das Gericht vom Kläger Lliuya bis Ende Dezember einen ersten Vorschuss von 20.000 €. Germanwatch und die Stiftung Zukunftsfähigkeit bitten um Hilfe, um diesen Präzedenzfall für Betroffene des Klimawandels voranzutreiben. Spenden für die Musterklage gegen RWE werden unter dem Stichwort: Huaraz erbeten. Wir haben ein CO2-Äquivalent des Hambacher Forstes, den RWE trotz aller Proteste in unserer Heimat, im Rheinischen Braunkohletagebau, abholzt, der Rechtsprechung gespendet. Braunkohleverbrennung setzt laut BUND neben CO2 und Feinstaub schädlichste Gifte in die Atmosphäre und Umwelt frei. Trotzdem ist eine Beendigung der Kohleverstromung in Deutschland politisch nicht in Sicht. Obwohl ohne sie das Pariser Klimaabkommen nicht eingehalten werden kann. Zum "Kohleausstieg": Frontal 21 vom 7.11.2017 Mit dem „Song of Ice and Fire“ toppt derweil Home Box Office HBO im US-Fernsehen und bei seinen internationalen Lizenznehmern die Einschaltquoten. Die aufwändige Fantasy-Saga ist besser bekannt als „Game of Thrones“. Viele Szenen aus den Wäldern von Winterfell spielen im Tollymore Nationalpark hier am Fuß der Mourne Mountains. Wo der Clan der Starks die Schattenwölfe findet. Um die Ecke am Strangford Lough liegt das trutzige Castle War, das stolz Modell stand für Burg Winterfell, die aus Verrat und Vertrauenbruch fallen muss. Etliche Drehorte des Historiendramas, das im europäischen Feudalismus verortet ist, liegen hier in Nordirland: die Schauplätze eines anachronistischen Polit-Thrillers, der sieben Königreiche von Westeros. Die moralische Korruption der finsteren Zentralmacht greift um sich und unter den Fliehkräften der aufbegehrenden Subsysteme eskaliert die Krise und mündet in Krieg. Das vermeintliche Spiel um die Herrschaft verselbständigt sich zum unverhohlenen Machtspiel, in ungehemmter Entfesselung von Intrigen, Willkür und Terror. Die sieben Königreiche übrigens sind durch eine gewaltige Mauer aus Eis von den Regionen ewigen Winters im hohen Norden abgeschirmt: archaisches Geo-Engineering als fiktionaler Klimaschutz. In Bonn werde ich hören, wie moderne Fiktionen von Geo-Technokraten ausfallen, die nach einem – durchaus möglichen – politischen Versagen der entscheidenden Teile der Weltgemeinschaft die Menschheit in der entfesselten 2- bis 4°-Welt gegen den Untergang verteidigen. Die Politik investiert ganz offensichtlich jetzt bereits in den – durchweg unmöglichen – letzten vergeblichen Reparaturversuch der Erde, anstatt sie mit den allerersten und naheliegenden Mitteln zu verteidigen: den konsumierenden Lebensstil in einen nachhaltigen zu überführen. Die Dark Hedges erstrahlten im Abendlicht. Wir sind auf dem Heroen-Higway, dem Königsweg, und folgen mächtigen Protagonisten. In der blutrünstigen Fantasy-Saga führt er aus Norden Richtung Königsmund. Wie wir sind inzwischen Abertausende begeisterter Fans über die verknorzte Buchenallee ge(sch)ritten. Doch die Moderne weiht sie dem Untergang. Die zunehmenden Starkwinde, so erzählt Laurentiu, gefährdeten die mächtigen Kronen, unter denen Lord Starks Tochter Arya in Game of Thrones ihren Verfolgern unerkannt entfloh. Nordirland |Westeros |Game of Thrones Morgen müssen auch wir uns alleine durchschlagen, durch virtuelle Welten an fiktive Plätze: wir müssen durch die Iron Islands. Dabei wollten wir doch nur ans Meer zur Whitepark Bay. Unsere treuen Begleiter beschreiben uns den Weg. Denn Laurentiu hat Schicht. Mihaela muss zur Uni. Sie promoviert an der Ulster University von Coleraine. Ihr Thema liegt an der Schnittstelle von Marketing und Tourismus. Es passt ideal zum Epos und ist für Irland und Nordirland topaktuell: der Einfluss berühmter Filmschauplätze auf das lokale Geschäftsleben. Filmindustrie und Tourismus gehen neuerdings Hand in Hand. Kultfilme schaffen Kultstätten, überall auf der Welt, zur weiteren Vermarktung. Und die Landschaften Schottlands und Irlands sind prädestinierte Drehorte. Sogenannte Location Scouts graben sie für die Filmindustrie aus, Ärchäologen der Quote, Realos unter den Kulissenschiebern der computeranimierten Welt. Irland, Skellig Michael| Ahch-to |Star Wars Mihaela kennt die Filmschauplätze und hat etliche besucht, hier in Nordirland wie auch in der Republik. Noch diesen Sommer waren unsere Freunde in Irland, wo die archaische Mönchsinsel Skellig Michael liegt. Das Weltkulturerbe vor der Küste am Ring of Kerry, hat – schon in zwei Episoden für wenige Minuten – Star Wars szenisch beherbergt. Die Leute in Portmagee waren zufrieden. Viele hoffen, durch die Story vom touristischen Zulauf zu profitieren. Doch der Rummel ist nicht unumstritten. Nordirland|Iron Islands|Game of Thrones Skellig Michael|Kerry, Irland|N 51°46' 17,1''|W 10° 32' 25,2''|30.7.15 Am 14. Dezember 2017 kam die neueste Folge der Star Wars ins Kino. Ein Fantasy-Boom wird den Skelligs vorausgesagt. Nur die zunehmend raue See und eine seekrank machende Passage auf einem von (derzeit) höchstens 15 Booten mit je 12 Passagieren täglich verhindert, dass der spirituelle Ort überrannt wird. Wir waren 2015 dort. Es wurde eine besondere Story. 618 Stufen und gut 180 Meter über dem Meer steht auf der Spitze der Insel unter den winzigen Bienenkorbhütten dieses entrückten Weltenortes die Abtei mit St Michael's Church. In dieser himmelsnahen Idylle beten und meditieren viele Menschen, die den mühsamen Aufstieg geschafft haben. Wie war das noch gleich mit der inneren Verbundenheit und der äußeren Natur? Gut, dass wir schon dort waren! Hier ist das PDF der Story zum Download Skellig Michael|Kerry, Irland|N 51°46' 17,1''|W 10° 32' 25,2''|in 2018 Ein spektakulärer Coup wird 2018 gestartet, eine selbstbezogene Verbindung der außerirdischen Art: Helikopterflüge über Skellig Michael für ein exklusives, zahlungsbereites Publikum stehen im Programm. 2 Maschinen mit 8 bzw. 4 Plätzen sollen über den Köpfen der Einheimischen und Besucher hinweg das wahrhaft ultimative Star Wars Feeling aus der Luft vermitteln, den Luftangriff der Außerirdischen. Filmtourismus der Superlative: extrem umweltbelastend, CO2-relevant und alle Realitäten missachtend, dass dies ein Welt-Kultur-Erbe der UNESCO ist und keine Laienspielbühne für hochgerüstete Cosplayer. The Force Awakens: Die fiktive Invasion der realen Luftmacht samt Weiterflug über Kerry und die Dingle-Halbinsel soll als Tagesprogramm für knapp 15.950 € in der Achtpersonen-Maschine zu kaufen sein. Und da Freunde alles teilen, kostet der Charter nicht mal 2.000 € pro Teilnehmer und Tag! Das ist doch mal was für die ganze Familie, die Star Wars Familie und die wirklich allerletzten Jedi. „Most of the helicopter bookings tend to come from overseas“, wird am 4.12.2017 der Verunstalter der Irish Times erzählen: aus Übersee, aus einer anderen Welt, außerir[d]isch . Angesichts dieses himmlischen Flugpreises zieht der Kollege dann doch den Kopf ein und das Boot vor [so ab 70 €] und meint: „Hmmm. Is there any room left in that currach?“ Star Wars´neuste Folge bedeutet unausweichlich: donnernde Rotoren werden die Spiritualität des Ortes, die Idylle der Inseln wie auch die Ruhe des Umlandes aus der Luft stören. Umweltschützer und insbesondere die Vogelkundler sind besorgt. Die Nachbarinsel Little Skellig ist die größte verbliebene Basstölpel-Kolonie Irlands und immerhin ein Naturreservat. Zur Brutsaison nisten auf den Skelligs Abertausende Seevögel. Rücksichtslos und töricht sei diese Idee, ohne Not und Notwendigkeit. Wer selber dort war und die Spiritualität des Ortes selbst erfahren hat, wird es nicht fassen: Star Wars 7: Ausverkauf auf Skellig Michael titelte Markus Bäuchle von Wanderlust schon 2014. Außerirdisch: Besuch aus einer anderen Welt Wir meinen: Natur als bloße Filmkulisse, Natur als Reisekulisse, Natur als reine Wechseltapete, das ist in der Tat eine zweifelhafte Verkürzung der natürlichen Welt. In der Reduktion einer sogenannten „Location“ auf ihren Event-Charakter – als bloßen „Dreh-Ort“ oder reine „filmische Szene“ – kommt die lebendige Umwelt ebenso wenig vor wie die heimische Kultur und ihre angestammte Tradition. Die „wahre Raum-Zeit“ des Ortes geht in der Fantasy-Fiktion restlos verloren: ob im Röhrenblick der Raumfahrerperspektive, in der isolierten Kapsel eines dröhnenden Helikopters oder in realitätsfernen Bubbles der Community. Filmtourismus hat seine [natürlichen] Grenzen und die gehören ihm gewiesen. Der vorsätzliche entfesselte Star-Wars-Kult und seine Protagonisten verlieren mit solchen Angeboten die Maßstäbe und hoffentlich jede Akzeptanz. Eine Invasion zu Lande reicht doch schon mehr als genug. Solche Skywalker brauchen wir nicht auch noch. Denn Jedi handeln im Einklang mit der „Macht“. Sie zu missbrauchen, wirft sie auf die dunkle Seite: „The dark side of Star Wars“ beschreibt die Gründe. Die Grenzenlosigkeit dieses „Universums“ ist unermesslich, maßlos und mehr eine Entweihung als nur eine Respektlosigkeit. Skelligs|Kerry, Irland|N 51°46' 17,1''|W 10° 32' 25,2''|in 2030 Die Welt hat längst ganz andere Schlachten zu schlagen und bis 2030 große Aufgaben vor sich. Eine teure Helikopter-Kirmes als Filmtourismus der Superlative zu protegieren, erst recht für finanzkräftige Hedonisten „aus Übersee“, werden Irlandfreunde nicht verstehen – und Star-Wars-Fans hoffentlich auch nicht. Denn für Geld darf man nicht alles kaufen können und auch nicht alles verkaufen dürfen, zumal nicht an Partikularinteressen. Nach dem Pariser Abkommen ist es genau das falsche Signal. Nachhaltiger Tourismus ist im Zeichen des Klimawandels dringender denn je. Und der sieht komplett anders und stellt Naturschutz obenan: The Planet First. Seine Verhaltskodices und seine Erfahrungshorizonte sind konträr andere. Deshalb sind solch konsumptive touristische Lebensstile auch nicht mehr zeitgemäß, sondern veraltet, anachronistisch und nicht zukunftstauglich. Dass sich der Rummel futuristisch gibt, täuscht leichtfertig darüber hinweg. Er erscheint im Angesicht der Gegenwart und mit Blick auf eine ernsthaft gefährdete Zukunft wie ein Angriff auf das Welterbe, auf Natur und Umwelt. Und Umwelt sind wir alle: füreinander. Mensch, Tier- und Pflanzenwelt. Meere, Himmel und Erde. Irland wäre geradezu prädestiniert dafür. Doch auch späte Einsicht zählt. Jedi sind schließlich die Friedenswächter der Galaxis. Ihre Kraft wurde ihnen verliehen, um das Gute zu verteidigen, dem Schutz anderer zu dienen und über ihren eigenen Interessen und Gefühlen zu stehen. Ihre Waffen sind Disziplin und Wissen, ihre Stärken ihr Ethos und die ihnen verliehene Macht. Und deshalb ist es genau umgekehrt: Naturreservate und das Weltkulturerbe müssen geschützt werden und nicht die fixierten Mächte des Marktes oder eine selbst ernannte Außenstelle der Disney World. „Möge die Realitäts-Macht mit dir sein.“|„May the Force of Reality be with you.“ Bushmills|Antrim Coast, Nordirland|N 55° 12′ 23,3″|W 6° 31′ 23,3″|12.8.17 Die Wanderung war fantastisch, auch ohne Fantasy. Der ausgeschilderte Pfad ist Teil des Ulster Ways: von Bushmills aus hoch auf die Klippen über dem Giants Causeway, dann hinab zur Küste, weiter zur Whitepark Bay am Meer entlang und nach Ballintoy Harbour. In Game of Thrones ist dies der Hafen der Iron Islands, wo der ungeliebte Sohn Theon Greyjoy heimkehrt und auf seine Schwester Yara trifft. Von Ballintoy ist es nicht mehr weit zur Hängebrücke. Selbst auf dem Parkplatz von Carrick-a-Rede gab es ein Set, dort wo der tapfere Laurentiu mit offenem Visier im Dienst und Auftrag des nordirischen National Trust die berühmte Hängebrücke für jährlich 500.000 Besucher sichert und uns morgen nach unserer Wanderung in Empfang nehmen wird. Im Herbst dieses Jahres wird mir der Trust mitteilen, dass die Besucherzahlen explodieren und Gruppen demnächst über Voranmeldung begrenzt werden müssen. Nordirland|Ein- & Ausstieg North Westeros Wir verlassen Westeros, wo Einst und Jetzt, Realität und Fiktionen verschwimmen und wo die Grauzone der Europäischen Union die Zukunftsentscheidungen trübt. The North war im Vorzeit-Epos eines der großen Königreiche der Seven Kingdoms, über Jahrhunderte regiert vom Clan der Starks. Doch Ned Stark wurde als Verräter beschuldigt, quasi der Gründung einer terroristischen Vereinigung. Zeitgemäß wurde er geköpft. Seine Rächer fielen selbst der Rache zum Opfer. Nordirland hat zu 60% für die EU votiert. Die protestantische nordirische DPU verhilft Theresa May derzeit zu jener hauchdünnen Mehrheit im Unterhaus, mit der sie den Brexit voranbringen will. Während die Iren und die Mehrheit der Nordiren den Fortbestand einer offenen Binnengrenze verlangen, ohne Zollbarriere. Wenn am 5. Dezember die Verhandlungen zwischen May und Kommissionschef Jean-Claude Juncker einen Durchbruch feiern, der die irischen Grenze offen lässt, wird postwendend Ernüchterung einkehren. Wie die ARD melden wird, lehnt die DUP-Vorsitzende Arlene Foster dies mit der Begründung ab, es werde mit ihr „keine Regelung geben, die Nordirland politisch oder wirtschaftlich von Großbritannien trennt". Wie war das noch mit dem Respekt vor wessen Wählerwillen und mit Verbundenheit? Eine 700 Fuß hohe Wand aus Eis trennt Westeros von den freien Völkern und den Untoten des Winterlandes. Wir sind im Aufbruch. Der Ausstieg aus Nordirland fällt uns schwer. Doch die Politik der Gegenwart ist auch hier auf Kollisionskurs. Die Regionalförderung der EU hat ihre Gelder für strukturschwache Gebiete auch in Nordirland eingebracht, wobei strukturschwach oftmals nichts anderes meint als ländlich, abseits der Ballungszentren, entlegen oder noch naturnah. Ob mit dem Austritt Großbritanniens die Plaketten verschwinden? Wieviel Geld stattdessen wohl demnächst in Buckingham bewilligt werden muss? Nichts als Unsicherheit. Ameena, die wir in Schottland auf der Hebrideninsel Benbecula trafen, wird uns Anfang Dezember schreiben, dass die Gelder für die lokalen Projekte gestrichen wurden: „Es sei eine Schande. Grow your own Community ist schneller am Ende als gedacht.“ Die engagierten Helfer wurden entlassen. Es schmerzt sie, einfach so gehen zu müssen. Ihre Schutzbefohlenen werden bleiben. Die Sozialarbeit ist beendet. Wie war das mit der inneren Verbundenheit? Ballycastle | Nordirland | N 55°11'27,5''| W 6° 57' 55,0'' |13.8.2017 In Ballycastle hatte es noch ein üppiges Dinner-to-go gegeben, an der „besten Fish-n-Chips-Bude von Nordirland“, wie uns Mihaela und Laurentiu sagten, und im nahen Pub ein letztes Pint. Es war Zeit, Abschied zu nehmen. Hingebungsvoll und mit so großer Begeisterung für ihr Gastland hatten uns die Freunde wieder einmal durch ihre Wahlheimat geführt. Beide stammen aus Rumänien. Mit den Unsicherheiten des Brexit haben sie die Residentschaft in GB beantragt, um ein Bleiberecht zu haben. In Rumänien werden am 26.11.2017 laut ARD Abertausende gegen eine geplante Justizreform protestieren. Die linke Regierung von Ministerpräsident Mihai Tudose wolle die Lockerung des Korruptionsstrafrechts und die Richter und Staatsanwälte künftig selber ernennen und kontrollieren, genau so wie in Polen. Kurz zuvor hatte die rumänische Antikorruptionsbehörde Ermittlungen gegen den Chef der Sozialdemokraten, Liviu Dragnea, eingeleitet: Er werde der Veruntreuung von EU-Geldern für Infrastrukturprojekte verdächtigt, nach Schätzungen 27 Millionen Euro. Wen repräsentieren Politik und Parteien? Wer schützt solch repräsentative Demokratie vor ihren Repräsentanten? Wie die Tagesschau am 15.12.2017 meldet, „erwäge die EU zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Rechtsstaatsverfahren gegen ein Mitgliedsland. Wegen der geplanten Justizreform wolle die Kommission es gegen Polen einleiten. Die EU sehe in dem Land die Unabhängigkeit der Justiz in Gefahr.“ Die Fliehkräfte an den östlichen Rändern Europas nehmen zu. Klimagipfel 2018 ist Katowice. Magilligan Point | Nordirland | N 55°11'27,5''| W 6° 57' 55,0'' |11.8.2017 Herr Juncker und Frau May werden sich bei ihrem Treffen zu Anfang Dezember 2017 erstmals über den Status der ansässigen EU-Bürger in GB verständigen – vorübergehend. Statt der Forderung von 100 Milliarden Euro seien nur noch 45 im Gespräch. Schon in den folgenden Tagen werden Mays Außenminister, diverse Kabinettskollegen und sogar der Brexit-Chefverhandler David Davis in kessen Fernsehsendungen und Zeitungsinterviews alles wieder relativieren: „ohne ein Handelsabkommen zahlen wir nicht...“. Erst in der nächsten Phase der Brexit-Verhandlungen 2018 gehe es um die Finanzforderungen der EU an das Vereinigte Königreich, um die zukünftigen Rechte der 3,2 Millionen EU-Bürger in Großbritannien und um die Grenze zwischen Irland und Nordirland. Wessen Faustpfand sind die Menschen? Bloß Verhandlungsmasse? Geschenk Pressefreiheit Unabhängige Berichterstattung wird ein knappes Gut, in Zeiten der verlorenen Verbundenheit. Ein letztes Bollwerk der Pressefreiheit in der Welt ist The Guardian. Eine Paywall im Web gibt es nicht. Aufklärung hat hier Vorrang. Nicht allein mit klaren umfassenden Berichten, stimmigen Details und Fakten zum Klimawandel, wie sie in amerikanischen Medien etwa fast komplett ausgeblendet werden [müssen] und auch in Deutschland gerne übergangen werden. Freier investigativer Journalismus braucht zahlendes Publikum, sonst wird er gekauft. Wir haben für diese Institution der Informations- und Meinungsfreiheit gespendet. Als Weihnachts- und Neujahrspräsent. The Guardian ist unabhängig und frei zugänglich auf der kostenlosen Website, offen für kritische Leser. Wir stehen am Magilligan Point, am nordirischen Fährhafen an Loch Foyle. Laurentiu und Mihaela hatten uns zu diesem nordwestlichen Zipfel der Benone Beach begleitet. Manannan mac Lir, Sagengestalt und Sohn des Meeres, gab uns den Segen, der Schutzherr der steuerbegünstigten Isle of Man. Eine kleine Fähre verkehrt nach Greencastle hinüber in die Republik. Wir sind auf dem Weg von Nordirland nach Irland: auf dem Seeweg. Der Bootsmann erzählte, für eine Zeit lang sei der Fährbetrieb dieses Jahr bereits ausgesetzt gewesen. Die Finanzierung war zwischen der irischen und nordirischen Seite umstritten. Von welcher Seite er und sein Crew stammten? Welche Frage? „We are Irish!“ Wie es weitergeht, ist unklar. Wenn jetzt schon Finanzierungsstreit aufkommt, was wird dann geschehen, wenn dies eine EU-Außengrenze wird? Wir testen die Strecke für unsere nächste geführte Tour. Denn die 2,5 km lange Passage über Logh Fyle verkürzt enorm die Fahrzeit und -strecke von der Antrim Coast auf die Halbinsel Inishowen zum Malin Head, dem nördlichsten Punkt der Grünen Insel im hohen Donegal. Ein Zoll-und Außenhafen wird Magillian kaum werden. Er stände bei einem Brexit vor der Schließung. Die Folgen wurden nie reflektiert. Das riesige Binnengewässer des Loch Foyle ist der Ästuar des River Foyle, der in den North Channel mündet. Die Umfahrung der riesigen Bucht bedeutet 80 km Umweg. Ebenso erspart die anschließende 7,5 km lange Überfahrt von Buncrana nach Rathmullan über Loch Swilly 60 km Straße und eine Stunde Autofahrt vom nördlichsten Donegal Richtung Westküste. Doch die kleinen Fähren sind ein öffentliches Zuschussgeschäft, das vor allem von Autofahrern bezahlt wird, die rein preislich gesehen auch den Umweg nehmen könnten. Dass Radfahrer und Fußgänger auf der Strecke bleiben, wird nur allzu leicht übersehen, besonders im kleinen Grenzverkehr. Iren und Nordiren brauchen offene Wege und offene Grenzen, zu Lande und Wasser. Am 17.11.2017 meldet die ARD: Die Mehrheit der Briten sei offenbar gegen einen Brexit. Aus der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts BMG gehe hervor: die EU-Befürworter lägen seit dem Referendum aus dem Juni 2016 mit 51 Prozent so weit wie nie vor den Brexit-Anhängern mit 41 Prozent. Das Unterhaus erzwingt ein Vetorecht zum Brexit gegen die Regierung May. Pádraigín Clancy | Irische Historikerin OPW Dún Aengus |Inis Mór | Irland | N 53° 7′ 31,4″ | W 9° 46′ 0,1″ |15.8.2017 Die Flüge von Connemara Regional Airport auf die Arann Islands waren eingestellt worden. Heftige Winde und schauerartiger Regen verzögerten den Abflug von Stunde zu Stunde. Wir gaben es auf und fuhren nach Galway. Am nächsten Morgen entschieden wir uns für das Boot. Es fährt auch dann, wenn die kleinen Flugzeuge am Boden bleiben. Die Überfahrt war sehr turbulent. Es dreht manch einem den Magen auf Links. Wir trafen die Historikerin Pádraigín Clancy wie erwartet im Visitor Center von Dún Aengus, dem magischen Rinfort auf Inis Mór, der größten Insel der Arran Islands. Ich wollte mich bedanken. Sie war es, die mir mit ihren wunderbaren Ausführungen zur Spiritualität der Anderswelt jene Story schenkte, die im März 2017 den Journalistenpreis Irland bekam. Noch jetzt im Rückblick empfinde ich sehr große Freude darüber. Wer die Geschichte lesen mag, findet hier ein PDF: Offshore in der Anderswelt Dass mich die Story in Bonn einholen sollte, hat mich dann doch überrascht. Aber so ist das mit den Parallel- und Anderswelten. Sie verschlingen dich wie bunte Löcher und halten dich gefangen! Der Zufall ist ihr Kalkül und bloße Berechnung. Und so hatten meine überraschenden irischen Begegnungen in der BONN-Zone gewiss auch darin einen eigenen guten Grund, dass innere Verbundenheit omnipräsent ist. Irland | Fiji: einmal BONN-Zone und zurück Michael Collins | Irischer Botschafter Bonn|BONN-Zone|German Pavillon|N 50° 42' 28,4''|O 7° 9' 9,7''|16.11.17 Abenteuer (lat. adventura) ist kein Zufall, sondern das, was dir begegnet und dir beschieden ist. Adventures sind dir bestimmt. Es war schierer Zufall, dass ich die Frühschicht tauschte und an jenem Vormittag frei bekam, um mich in der BONN-Zone umzusehen. Ich hatte Paul Allen vom Centre for Alternative Technologies aus Wales im Deutschen Pavillon getroffen. Wir hatten uns vom chinesischen Umweltbeauftragten den Zeitplan für Chinas Kohleausstieg erklären lassen, bei großem Publikumsinteresse auf deutscher Seite. Die laufende Jamaika-Politik war inzwischen tagesaktuell und demnach wieder taktierend weit von den dringlichen Zukunftsfragen entfernt, offen für faule Kompromisse jeder Art. Ich lief zurück, kam um die Ecke und stand vor einem mir bekannten Gesicht: Michael Collins, seines Zeichens Irischer Botschafter in Deutschland. Noch im vergangenen März hatten wir uns anlässlich des Journalistenpreises auf der ITB in Berlin getroffen. Er ist ein kluger Diplomat und ein humorvoller Repräsentant seines Landes. Aus der beiderseitigen Überraschung wurde sofort ein herzliches Wiedersehen der irischen Art: „so nice to see you back...„“ Das Woher und Wohin wurde geklärt und wann ich das nächste Mal in Irland sei. Ein Erinnerungsfoto müsse her, seine Assistentin regele das. Und noch eines mit dem Minister, der im Gefolge der kleinen irischen Delegation noch in einem Randgespräch vertieft war und dazu kam: Das Woher und Wohin wurde geklärt und wann ich das nächste Mal in Irland sei. Im Mai. Denis Naughten stammt aus Roscomman. Er ist Irlands Minister für Climate Action. So etwas gibt es hierzulande nicht. Fast wäre er im November mitsamt seiner Regierung dem Mistrauensvotum des eigenen Koalitionspartners gegen die stellvertretende irische Regierungschefin Fitzgerald zum Opfer gefallen. Doch sie trat rechtzeitig zurück, um die irische Position während der Brexit-Verhandlungen nicht zu schwächen. So etwas gibt es tatsächlich noch, ebenfalls in Irland, das ausgerechnet jetzt ohne Regierung gewesen wäre, wo es um die gemeinsame irische Grenze geht. Denis Naughten | Irischer Umweltminister Der Unabhängige Denis Naughten ist Irlands Minister für „Communications, Climate Action and Environment“ im Kabinett von Leo Varaskar aus 2017. Und Action ist nötig, da die Bilanz der irischen Klimapolitik in den letzten beiden Jahren sehr schwach ausfiel. Doch Irland hat zukunftsweisende Weichen gestellt: Ab 2030 sollen wie – jetzt auch in den Niederlanden – keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden. Doch dies ist ein deutsches Politikum, wenngleich eine Forderung der EU, der sogar der Bundesrat 2016 zugestimmt hatte. Sie verschwand inzwischen von der Agenda der „Realpolitiker“. Sie hat hierzulande keine Mehrheit und keine Lobby, nicht mal bei den Grünen. Die hatten das 2016 zwar beschlossen, jedoch in Jamaika-Laune „realpolitisch“ schnell wieder aufgegeben, allen Diesellügen zum Trotz. Jetzt wär wieder Zeit dafür. Als im Dezember sogar VW-Boss Müller gegen Dieselsubventionen votiert, schwafelt der Verkehrminister der CSU von „kalter Enteignung“. Für den Steuervorteil gibt es 9,5 Milliarden, und nun 1 Milliarde für die Folgen: die Luftreinhaltung an den „Mobilitätsfond“ (10:1). Derweil werden in Irland wie in Norwegen Pensions- und Rentenfonds, die weltweit massiv in fossile Energien und Industrien investieren, gekündigt: Deinvestment ist Klimapolitik. Bonn|BONN-Zone|Meeting Room 10 |N 50° 42' 28,2''|O 7° 9' 9,4''|16.11.17 Der Präsident der COP23 und Premier der Fiji Islands Frank Bainimarama hatte an diesem 16. November in die BONN-Zone zu einer öffentlichen Veranstaltung geladen. Es ging um die Frage, inwieweit Klimawandel elementare Menschenrechte berühre: Mary Robinson | Irische Ex-Präsidentin Erneut geriet ich von Fiji nach Irland. Denn Standing Ovations gab es für die Schlussrednerin, die charismatische Grande Dame der irischen Politik Mary Robinson. Die Juristin war von 1969 bis 1989 Abgeordnete des irischen Oberhauses. Mit der Präsidentenwahl vom 7.11.1990 wurde sie für die Labour Party die erste Staatspräsidentin der Republik Irland. Von 1997 bis 2002 Hochkommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, ist Mary Robinson seit 2002 die Ehrenpräsidentin von Oxfam, der Entwicklungshilfsorganisation. 2010 gründete sie die „Mary Robinson Foundation – Climate Justice“, als deren Vorsitzende sie in Bonn sprach. Im März 2013 wurde sie vom UN-Sicherheitsrat zur Sondergesandten für die Region der Großen Afrikanischen Seen gewählt, um ein UN-Abkommen zur Beendigung der Gewalt in Zentralafrika umzusetzen. Im Juli 2014 ernannte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sie zur Sondergesandten für den Klimawandel, mit der Aufgabe, die UN-Klimakonferenz in Paris 2015 vorzubereiten. Tenor der aktuellen Diskussion innerhalb der UN und der heutigen Paneldiskussion: Klimaflüchtlinge werden einen besonderen Status benötigen: Denn infolge des menschengemachten Klimawandels sind heute bereits 25 Millionen Menschen auf der Flucht vor Dürre, Orkanen und Sturmfluten und müssen ihre Heimat verlassen. 200 Mio werden es vorsichtigen Schätzungen zufolge bis 2050 werden. Der Anstieg des Meeresspiegels und der weltweiten Temperaturen verstärken diesen Effekt ebenso wie klimabedingte gewaltsame Konflikte. 800 Mio haben derzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die ZEIT 51/2017 berichtet aus Libyen von Klimaflüchtlingen auf Sklavenmärkten. 400.000 bis 700.000 Menschen aus der Subsahara sind derzeit dort. Paul Allen| CAT Think Tank, Wales Mit Paul am Deutschen Pavillion: Der Projektleiter des CAT, des Centre for Alternative Technologies in Wales hat in Bonn die Aktualiserung seiner Studie „Zero Carbon Britain“ und Wege in eine Dekarboniserung von Wirtschaft und Gesellschaft vorgestellt: „Making it Happen„“. Zum Download des PDF Bonn|Rheinaue|N 50° 42' 52,6''|O 7° 8' 11,2''|November 2017 Jeden Morgen ging ich während jener Bonner Tage auf dem Weg zur Arbeit durch die Rheinaue zum Media-Center der BULA-Zone. Jeden Morgen kam ich an den Ufern des Auensees im Park an der Ausstellung des Aktionskünstlers Jens Galschiøt vorbei: aufgespießt an der Erdöl-Pipeline der letzte Eisbär des Anthropozäns. Ringsherum Skulpturen mit ausgemergelten Gesichtern, hagere Gestalten, offensichtlich afrikanischer Provenienz, die schweigenden Opfer des Klimawandels. Daneben die rauchende Freiheitsstatue. Die Inschrift der Tafel: Freedom to Pollute. Die ausliegende Broschüre montiert sie visionär in ein tristes Endzeit-Szenario, graubraun in Rauch und Dürre. Im Dezember brennen infolge jahrelanger Trockenheit die Wälder in Kalifornien, Jens Galschiøt: Freedom to Pollute. Seit der Klimakonferenz in Kopenhagen inszeniert der dänische Aktionskünstler und Bildhauer provokante Happenings, in Paris, Marrakesch oder jetzt in Bonn. Versinkende Inseln: der Abschied von Fiji Bonn| COP23 | Plenarsaal Bundestag |N 50° 43´ 9,3″|O 7° 7' 27,3″|18.11.17 Zur Schlussveranstaltung des COP23 waren die rund 650 UN Volunteers in den alten Bundestag geladen. Dankesworte aus aller Munde und von höchster Seite, Vertretern der UN, der Bundesregierung, der EU und der Stadt Bonn. Per Video-Einspielung allen voran Patricia Espinosa. Die vormalige mexikanische Botschafterin in Deutschland und ehemalige Außenministerin Mexikos ist die UN-Generalsekretärin der Klimarahmenkonvention UNFCCC. Allgemeiner Tenor: „Ohne das Engagement der vielen Freiwilligen sei dieser Gipfel in der Art nicht möglich gewesen. Ja, Sie waren die dienstbaren Geister während jenes weltumspannenden Dialogs und werden als heimische Botschafter des so dringend notwendigen Klimaschutzes auch weiterhin das vitale Anliegen der Menschheit vertreten, unseren bedrohten Planeten lebenswert zu erhalten.“ Während der 14-tägigen Weltkonferenz waren sie überall präsent, die sympathischen, vielfach jungen Helfer in den blauen Jacken der UN: freundlich, offen und charmant empfingen sie die internationalen Gäste, ob am Siegburger Bahnhof, am Köln-Bonner Flughafen oder in der U-Bahn am UN Campus, der Haltestelle zum World Conference Center Bonn (WCCB), der Tagungsstätte der COP23. Sie unterstützten die Teilnehmer an allen Ecken und Kanten dieses ausgedehnten provisorischen UN-Empires von Bonn: in den Konferenzräumen der exklusiven BULA-Zone, wo die Delegationen tagten und allenfalls akkreditierte Pressevertreter begrenzten Zugang hatten, wie am IT-Help Desk oder bei uns im Media Center mit seinen beiden Presse-Konferenzräumen. Ebenso in der angrenzenden Bonner Rheinaue, in der entfernten BONN-Zone, zu der man vom WCCB mit dem Bus oder einem e-Shuttle gelangte. Dort in der messe-ähnlichen Zeltstadt waren die NGOs und die Unis, die Landes- und Städtevertreter untergekommen, die selbst keinen Zugang zur BULA-Zone hatten, und die nationalen und internationalen Pavillons und Aussteller. Hier wie dort gab es hohe Sicherheitsvorkehrungen. Wachsame Security, Schleusen zum Durchleuchten und Detektoren zum Scannen, so wie beim Check-in am Airport: Klamotten runter, Gürtel ausziehen, Taschen ausräumen, Elektronik gesondert. Getränke schluckweise vortrinken. Jeden Morgen und bei jedem weiteren Check-in. Nur 500 vorab ausgewählte und sicherheitstechnisch überprüfte Bürger hatten übrigens Zugang zur BONN-Zone. Dies wie auch die räumliche Entfernung der beiden Zonen wurde kritisiert, ja als Sinnbild der Trennung von ambitionierter Zivilgesellschaft und abgeschotteter High-Level-Politik gesehen. Doch es gab hochrangige Grenzgänger, die zwischen diesen parallelen Welten vermittelten, allen voran der Präsident der COP23, Frank Bainimarama, der Ministerpräsident der Fidschi-Inseln: unermüdlich und immer präsent. Wie die Marshall Islands kämpft Fiji ums Überleben. Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut hat die aktuelle Lage der Inseln dieser Welt eindrucksvoll beschrieben. Mit Tanz und Gesang bedankte sich Fiji zum Abschied bei seinen Voluntären. Eine pazifisch inspirierte Polonaise von Menschen aus 70 Ländern schlängelte sich durch die Ränge des alten Deutschen Bundestages. Wer hätte das gedacht. Der WDR hat uns interviewt und eindrucksvoll über die Volunteers berichtet: "650 Freiwillige in Bonn" Ausblick auf 2018: Mein CO2-Szenario wirkt Zum Jahreswechsel schauen wir mit guten Vorsätzen und neuen Ideen in das frisch vor uns liegende Jahr: oft gemeinsam mit der Familie, den Kindern und Freunden. Wir können Pläne schmieden: sogar für unseren positiven Einfluss auf das Klima. Im CO2-Szenario des Umwelt Bundesamtes kann man in die Zukunft schauen. Nach dem Check der eigenen Bilanz folgen Fragen zu möglichen Veränderungen: im eigenen zukünftigen Verhalten oder etwa durch private oder geschäftliche Investitionen. Auf der Basis unserer persönlichen CO2-Bilanz werden dann Projektionen in die Zukunft erstellt. Unsere Daten werden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet und zu einem Durchschnittswert für ganz Deutschland bis zum Jahr 2050 verlängert. Deutlich wird: Wir haben Einfluss auf die positive Begrenzung der Klimafolgen: als Bürger und in der Summe als Zivilgesellschaft. Aachen|Katschhof|N 50° 46´32,0″|O 6° 5' 2,4″|18.12.17 Wir verlassen die Fidschis und kommen zum Ende dieser sehr ungewöhnlichen Reise. In Aachen ist Weihnachtsmarkt rund um das alte Rathaus und auf dem Katschhof. Hier wird der französische Staatspräsident Emmanuel Macron am 2018 den Karlspreis der Stadt Aachen erhalten, wie die AZ am 9.12.2017 meldet. Er ist eine Politikone und ein Hoffnungsträger. Ich bin ihm in Bonn persönlich, wenngleich nur kurz bei einem Handshake und einem spontanen Bad in der Menge begegnet. Und ganz ehrlich: mit wem würden wir lieber in ein öffentliches Bad steigen als mit Sternchen, Promis und Ikonen? Doch es wirkt nach. Denn ein Händedruck, ein Blick in die Augen, ein Lächeln berührt uns persönlich – selbst flüchtig, weil spürbar wird, wer der Mensch gegenüber ist. Macron ist eine charismatische Persönlichkeit. Er verkörpert nicht zuletzt wegen seiner Jugendlichkeit die Hoffnung der jungen Generation auf ein geeintes Europa, auf eine lebenswerte Zukunft, für die wir alle die uns überantwortete Natur zu erhalten haben, und auf wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel weltweit. Darum verdient er die Unterstützung der alten Generation, anders als es die demagogisch verführten und überwiegend überalterten Brexit-Befürworter es gegen die Interessen ihrer Jungen Leute taten. Wir brauchen wahrscheinlich eher solche Leader. Wie The Guardian am 11.12.2017 meldet, gewährt der französische Präsident anlässlich des Pariser Klimatreffens von 50 Staatschefs vom letzten Dezember mehrere Millionen Euros an 18 amerikanische Wissenschaftler. Das Ziel und die Botschaft, sie nach Frankreich einzuladen und ihre Forschungsarbeiten ist unmissverständlich: Make Our Planet Great Again, eine Replik auf die Budget-Streichungen, die Unterdrückung und Kürzung von Studien zum Klimawandel durch den amerikanischen Milliardär Donald Trump. Unter 5.000 Bewerbern aus 100 Ländern, vorwiegend den USA, sind 13 der 18 Gewinner US-Forscher. Am 19.12.17 titelt The Guardian Trump drops climate change from US national security strategy. Klimawandel ist für die Regierung des größten CO2-Emittenden kein Risiko, auch wenn die Wälder brennen, die Hurricans heftiger werden? Emmanuel Macron | Präsident Frankreichs Unter dem provokanten Slogan “Make Our Planet Great Again” hatte Macron im Juni einen Wissenschaftswettbewerb ausgelobt, um Trumps Kündigung des des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu kontern. Eine Weltklimakonferenz rückt die Geschehnisse „naturgemäß“ in einen politischen Fokus: sowohl die zurückliegenden Geschehnisse als auch kommende Ereignisse. Dem habe ich mich in dieser Episode probehalber einmal angeschlossen und sie mit Gegenwartsdaten verwoben. Denn nur so kommen andersgelagerte Erkenntnisse ins Bewusstsein. In unserer vorigen Geschichte sind wir einer wissenschaftlichen Perspektive auf das Anthropozän gefolgt. In dieser näherten wir uns aus sozialer und politischer Perspektive – sozusagen ex post – der Mutation des homo sapiens zum homo politicus. Diese Spezies ist sehr anpassungsfähig, aber in der Gefahr, den aufrechten Gang unter der Last Jahrzehnte alter Fehlentscheidungen, bewusster Versäumnisse und vorsätzlicher Unterlassungen gänzlich abzulegen und ihre Legitimation zu verspielen. Ihre Abkömmlinge könnten daher schon bald nicht mehr überlebensfähig sein. Der homo oeconomicus ist längst dabei, sie endgültig zu verdrängen, um seinen Alptraum wahr zu machen: grenzenloses Wachstum. Er droht, in wenigen Generationen bereits Platz geschaffen zu haben, wenn alle Grenzen eingerissen sind, ethisch und moralisch: auf einem kochenden Planeten ohne Wahlvolk und ohne Menschheit. Derweil liefert uns seine Evolution wertvolle Erkenntnisse zur mentalen Beschaffenheit der Welt. Wirtschaft und Politik repräsentieren den Zustand der Zivilgesellschaft, den Grad ihrer Verbundenheit. Von ihr wird alles abhängen, was den Klimawandel und den Fortbestand der Welt angeht, vom Mut und Willen jedes einzelnen von uns, von unserer inneren Natur. Wir haben Einfluss auf unsere Welt: Ein Lebenswerk als Buchgeschenk für Weihnachten: Innenansichten und Einsichten der Klimafolgenforschung und -politik von Deutschlands No 1: Prof. Hans-Joachim Schellnhuber. Ebenso spannend wie aufschlussreich. Im November waren es rund 212.000, die das Generationenmanifest unterzeichnet hatten: Tendenz steigend. Es fordert von der Politik einen deutlichen Kurswechsel, um „die Erde wieder lebenswert zu machen“, wie es darin wörtlich heißt. Für unsere Kinder und Enkel Verfolgt unsere Touren an den Rändern Europas auf the-celtic-ways.de. Dort erscheinen bald schon weitere Geschichten aus der Sicht der Fiji Islands, Daten und Fakten zur Schieflage der Welt, gute Ideen und falsche Ansätze zum Sprung über den eigenen langen Schatten sowie Quellen und Links, die selbst die Klimaleugner interessieren: „Auf der anderen Seite“ „Auf der anderen Seite“ erzählt von eindrucksvollen Bonner Tagen der COP23 aus der nur scheinbaren Nähe zur Macht, von Ohnmächtigen, Engagierten und Verbündeten, von ihren leidenschaftlichen Plädoyers, klugen Analyen und bitteren Statements und persönlichen Eindrücken wie etwa davon: Warum der Handshake mit Macron mir immer noch in den Fingern juckt Warum ein Inka-Fürst und ein Häuftling der Amazonas-Indianer mich sehr bestürzten Warum eine alte Dame aus Kanada meinen Respekt hat Warum einem verkehrte Ansichten zur Schieflage der Welt aufrecht erscheinen können Warum es die Wissenschaft ist, die das größere Vertrauen verdient Warum die Kunst die Menschen oft leichter erreichen kann als die Wissenschaft Elizabetz Woodworth | Canada, Co-Author Unprecedented Crime - Climate Science Denial and Game Changers for Survival Raoni Metuktire |Amazon Forest, Leader of the Kayapó indigenous people Der RundUmWeltBericht aus Bonn stellt meine Heroen auf dem Klimagipfel vor, sagt, welche NGOs und Wissenschaftler aller Achtung wert sind, und zeigt, wo verlässliche Klimafakten im Postfaktischen Zeitalter zu finden sind. „Auf der anderen Seite“ Empfehlt uns gerne weiter: Anmeldung zum Newsletter Auf der Website zur diesjährigen Sommerreportage gibt es die Bildergalerien: neben Lewis und Harris auch die Uists, Barra und Vatersay. Die Hebriden sind großartig, trotz und wegen des herben Wetters: landschaftlich, kulturell und in persönlichen Begegnungen. Völlig unbritisch. Herrlich. Das Klima macht uns überall Sorgen. Empfehlt uns gerne weiter. Anmeldung zum kostenlosen Newsletter und das Archiv der Ausgaben von The Celtic Times sind im Reportagenportal zu finden. Aktuell die Äußeren Hebriden: "Zu den Inseln am Rande der Welt". Staatspräsident Emmanuel Macron ist übrigens am 21. Dezember 1977 in Amiens geboren, am selben Tag wie Heinrich Böll im Jahre 1917. Am 21.12. 2017 jährt sich der Geburtstag des Dichters zum 100. Mal. Saisongemäß lautet unser Lese-Tipp: Nicht nur zur Weihnachtszeit aus: Heinrich Böll Erzählungen, dtv Literatur, 160 Seiten, ISBN 978-3-423-11591- EUR 8,90 € [D] Aachen|Grenzland|N 50° 43´ 9,3″|O 7° 7' 27,3″|Weihnacht 2017 Wir sind zurück in der Gegenwart, im Advent, dem ultimativen Einkaufsmonat des Kirchenkalenders. Allein der Online-Umsatz wird 2017 um 1 Milliarde auf 12,2 Milliarden Euro (gegenüber 11,1 in 2016) steigen, 95 erwartet der Handel insgesamt. Oxfam erinnert: Wer ungeliebte Weihnachtsgeschenke nicht in den Keller verfrachten, sondern damit Gutes tun wolle, sei beim Oxfam Shop um die Ecke richtig. Die Gewinne fließen in die Projekte und Kampagnen der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation. Städte, Straßen und Häuser erstrahlen im Lichterglanz. Weihnachtliche Lichterketten lassen 2017 allein in Deutschland etwa 17 Milliarden Lichtlein erleuchten. Wegen der LED-Technik sinkt ihr Stromverbrauch deutlich, doch zugleich steigt ihre Zahl massiv. Der Energieversorger LichtBlick rechnet anhand seiner Weihnachtsumfrage vor, dass die Festbeleuchtung bei rund 180 Stunden pro Lichterkette etwa 660 Millionen Kilowattstunden Strom verbrauche. Das entspräche dem Jahresverbrauch einer Großstadt mit 220.000 Haushalten. Die Energiekosten belaufen sich auf 197 Millionen Euro. 2015 waren es noch 760 Millionen Kilowattstunden, was dem Jahresverbrauch von 250.000 Einwohner und 220 Millionen Euro gleichkam. „Die Deutschen wollten sich die Weihnachtszeit nicht von Stromspar-Appellen vermiesen lassen“, schrieb die Welt/ N24 damals. Neueste Spar-Technik hilft da weiter, wenngleich eher zu neuer unkontrollierter Verschwendung. Die LED-Lämpchen verbrauchen zwar bis zu 90 Prozent weniger Energie als herkömmliche Lichter. Der enthemmte Lichterwahn jedoch zehrt die Ersparnis fast gänzlich auf: zur Zeit bis auf nur 15 Prozent. Ja, wir können was tun. Wir haben Einfluss. Aachen|Grenzland|N 50° 43´ 9,3″|O 7° 7' 27,3″| Silvester 2016/17/18 Eine Woche vor Weihnachten schon knallen die Böller in der Nachbarschaft. Es geht bereits um die gute Laune zu Silvester. Mit einem erneuten Umsatzrekord werden zu Neujahr Raketen, Knaller und Feuerwerk auch dieses Jahr gezündet. Im Vorjahr 2016/7 waren es 133 Millionen Euro (Quelle EHI). Unter der meist dichten Bewölkung der vorherrschenden Inversionswetterlage fingen sich damals giftige Wolken aus gefährlichem Feinstaub teilweise bis zum nächsten Tag. Nur im Norden half ein leichter Wind, sie über das Land zu verteilen. Die Weltgesundheitsorganisation führt inzwischen ein Viertel der weltweiten Todesfälle an Lungenkrebs, Herz- und Atemwegserkrankungen auf Feinstaub zurück. Inzwischen hat die Deutsche Umwelthilfe die Länder und Städte wegen der belasteten Atemluft 15 Mal erfolgreich verklagt. Die EU strebt aus demselben Grund zur Zeit eine Klage gegen Deutschland an, wie u.a. der Spiegel am 15.11.2017 meldete. Die Klagen und drohende Fahrverbote lasten auf den deutschen Städten. Sie führten zum beschwichtigenden Mobilitätsfond von 1 Milliarde Euro im Dezember: 500 Millionen soll die Automobilindustrie darin einbrocken, der Staat ebenfalls 500. Das ist ein Drittel dessen, was in der Silvesternacht des Vorjahres verballert wurde. Die Dieselsubventionen, die auch die Emission von Stickoxiden im Autoverkehr finanziell vergünstigt, beträgt laut parlamentarischer Anfrage der Grünen 9,5 Milliarden im Jahr. Die Umweltbelastung einer einzigen Silvesternacht wie jener in 2016/17 ist und war erschreckend: Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes setzte das damalige Neujahrsfeuerwerk etwa 4000 Tonnen Feinstaub frei. Diese Menge entspricht 15 Prozent der Jahresemissionen, die der Autoverkehr in zwölf Monaten ausstößt. Nach Angaben des Bundesumweltamtes wurde dabei der Rekord am 1.1.2017 mit 1860 µg/m³ um 1 Uhr in Leipzig gemessen. Doch auch München und Nürnberg lieferten über 1000 µg/m³. Die extrem hohen Konzentrationen der ersten Neujahrsstunden ließen viele Städte in Deutschland die zulässigen Tagesmittelwerte von 50 µg/m³ überschreiten: an 129 von 320 Messstationen sei dies der Fall gewesen. Im nördlichen Aachener Grenzraum, mit Blick auf die ebenso zündelfreudigen Nachbarn in den Niederlanden, lagen seit dem frühen Mittag des Silvestertages die dumpfen Donner teils gewaltiger Explosionen über der Region, ohne jeden Gedanken an gestresste Kleinkinder, Kranke oder Alte oder gar an die unsichtbare panische Tierwelt rings umhin. Die neueste Generation an Kanonenschlägen entfacht einfach nur einen Höllenlärm: und viel Feinstaub. Um Mitternacht war in den Straßen, wo an den Fenstern der Häuser und Autos die gelben Aufkleber und Plakate der Atomkraftgegner prangen und das Unbehagen gegen den nahen belgischen Reaktor von Tihange bekunden, alles zu spät. Dann war auch der letzte Gedanke an einen vernünftigen oder gar eigenverantwortlichen Umgang mit der Umwelt voll verraucht, ebenso wie die Appelle der Kommunen, sich angesichts des Feinstaubrisikos zu mäßigen. Ja, wir können was tun. Wir haben Einfluss. |