03/2016: The Celtic Times & Irish Folk am 3.9.

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Liebe Freunde und Partner des redACtionsbureaus,

wir sind wohlbehalten zurück aus UK. Wir haben den Brexit geschafft. Alles bestens! Jedenfalls bei uns. Doch wie die Briten sich das vorstellen, haben wir nicht erfahren können. Was Brexit bedeutet? Sie wissen es selbst nicht. Keiner hatte oder hat einen Plan. Bis heute nicht, bis in die höchsten politischen Ebenen hinein nicht. Sie suchen gerade nach Wegen: Auswegen und Umwegen und Norwegen, wegen der EFTA.

Wir haben die Menschen, die wir unterwegs trafen, oft und immer wieder gefragt: ganz normale Leute mitten in ihrem Alltag, unter ihnen Engländer, Nordiren, Waliser und Schotten. Und auch Nichtbriten, die offenbar nicht gerne öffentlich über ihren Ausländerstatus sprechen. Zuweilen vergeht ihnen die Lust am Thema. Man will in UK ja auch mal über etwas Vernünftiges reden, über das Wetter beispielsweise.

Wir haben jedenfalls ganz offensichtlich die falschen Leute getroffen. In Shops und Pubs und Restaurants, auf Campingplätzen und Fähren gab es keinen, der für den Brexit war oder es jemals hätte gewesen sein wollen. Alles nette Leute, alle Überzeugungseuropäer. Lässt das auf Einsicht, Umkehr und Läuterung hoffen? Es herrscht so ein schlechtes Gewissen dort. Aber auch Besorgnis, wie es weitergeht, etwa beim Umweltschutz. Keine Sommerreportage war klimatisch so überlagert wie die letzte, sowohl politisch als auch gewittrig. Ich werde gelegentlich ein Gedächtnisprotokoll unserer Austrittsgespräche ins Netz stellen, frei nach dem Motto: „Ermutigende Gespräche mit den falschen Leuten“. Was wirklich kommt, weiß keiner!

 

III „The Celtic Ways“ lassen sich da wesentlich einfacher und genussvoller beschreiten. Wir waren sehr oft zu Fuß unterwegs, ohne Netz und doppelten Boden, weshalb es keine Online-Berichte von unterwegs gab. Etwa auf dem Pen-y-Fan, dem Gipfel eines von Gletschern überformten eiszeitlichen Hochlands. Es liegt nicht in Mittelerde, sondern im Brecon Beacons Massiv, dem (einstigen) Grenzland zwischen England und Wales, im Land des Roten Drachen.

Seit je entflohen die Kymren der Macht kontinentaler Übergriffe und setzten sich in ihren entlegenen Bergtälern ab. Doch wir haben in Wales auch einen Abstecher in die nähere Zukunft unternommen, abermals im Centre for Alternative Technology. Die Klimaaktivisten blicken sorgenvoll auf die britische Isolierung und auf die notwendigen Übergänge zu einer wirkungsvollen CO2-Reduzierung ohne EU. Die Zero Carbon Conversations spiegeln Hoffnung und Unsicherheit

 

Über versunkene Landbrücken: auf die Kanalinseln

II Wir waren an so entlegenen Plätzen wie der autofreien Dark-Sky-Insel Sark, wo man vor lauter Sternen den Himmel nicht mehr sieht. Wo wir die Tochter des Senneschals trafen, die noch heute in ungebrochener Erbfolge das einstige Lehen Ihrer Majestät Queen Elisabeth I (der ersten!) von 1565 privat bewirtschaftet. Wir sprachen über Müllverbrennung. Und über das Sark Sheep Race, das dem versnobten Ascot bei Weitem den Rang abläuft. Allein die Kanalinseln sind ein wahres Zeitreiseland, die Bergspitzen des Armorikanischen Massivs. Diese versunkene Landbrücke verband einstmals die Britischen Inseln mit dem europäischen Festland. Einstmals! Zur Weichseleiszeit, vor der letzten Erderwärmung. Bevor sie vom steigenden Meeresspiegel verschlungen wurde, als die Gletscher des nordeuropäischen Eisschildes schmolzen. Jetzt ist Grönland dran. Das könnte nochmals 5 Meter bringen.

 

Sur la Manche: Dunkerque - Dover - Isle of Wight

I Wie ein Widerlager der versunkenen Landbrücke liegt die Isle of Wight vor Portsmouth und Southampton. Auf der Karte eine Raute im Ärmelkanal. Schwell und Erosion fressen an der Insel. Auch hier verschwinden die heutigen Küstenlinien mit steigendem Meeresspiegel. Im 20ten Jahrhundert waren es weltweit rund 20 cm. Derzeit sind es offenbar 3 mm im Jahr, je nach Region und Fortschreiten des anthropogenen Klimawandels. Erderwärmtes Wasser dehnt sich aus und trägt zusätzlich zum Anstieg bei. GermanWatch in Bonn etwa teilt unter Bezugnahme auf das Intergovernmental Panel on Climate Change mit: Bis zum Jahr 2100 wird eine Erhöhung der durchschnittlichen globalen Temperaturen um 1,4 bis 5,8 °C und ein durchschnittlicher Anstieg des Meeresspiegels um 11 - 88 cm gegenüber 1990 erwartet. Wobei gesagt sein sollte, dass die zugrunde liegenden Computermodelle eher vorsichtig prognostizieren und ein Überschreiten der 2°C Deadline nach heutigem Wissen einen wahren Overkill auslösen kann. Doch schon längst verschieben sich die amphibischen Grenzen - und auch die politischen Ränder Europas. Nicht zuletzt weil Menschen dafür votieren. Die wahren Konturen von Land und Wasser verschwimmen im Wechsel der Gezeiten. Währenddessen verwässern Taktieren und Abwarten die notwendigen Gebote eines gemeinschaftlichen Handelns.

Ja, wir haben den Brexit geschafft. Aber froh über die Verhältnisse sind wir nicht.  Doch wir sind wohlbehalten zurück aus UK, von einer Zeitreise mit einem hohen Anteil an überlagernder Unwirklichkeit. Sie begann auf der Isle of Wight im Englischen Kanal, wie die Briten sagen. Es ist sprachlich ihrer. Die Insel hat eine wunderbare dovergleiche Kreideküste. Doch sie war wie Großbritannien selbst zuweilen grau, neblig und undurchsichtig, wenngleich mit 62 % deutlich und klar für Brexit. Irgendetwas lag in der Luft. Vielleicht liegt sie doch zu nahe an England. Oder lag es an Cameron, der ging, als wir kamen, und ein geteiltes Land in Ratlosigkeit hinterließ. Ein neuer Premier wurde gesucht. Die Presse spekulierte, Schlagzeilen überschlugen sich. Auf den allgegenwärtigen TV-Monitoren in den Pubs fuhren Karossen vor, in Downingstreet 10 und am Buckingham Palace. Kommentatoren suchten Begriffe. Mayday folgte auf Mayday, Iron Lady auf Iron Age. Es war komisch.

Begleitet uns auf diesen sonderbaren Wegen zu den „Britischen Inseln und Küsten“ der letzten Tage. Wir werden in den kommenden Ausgaben davon erzählen (von I bis III). Erste Bilder haben wir schon mal ins Web gestellt. Doch wir legen nach, denn wir sind kaum erst wieder daheim, zumindest gefühlt. "The Celtic Ways" führen uns diesmal aus dem politischem Unfug der Moderne zur Europa- und Machtpolitik der Vorzeit: zu Angeln, Sachsen und Normannen, zu Kelten, Pikten und zu Römern –  und zurück ins Hier und Jetzt. Wir waren in der Eis- und Eisenzeit, in der Bronzezeit und im Imperium Romanum: am Hadrians Wall, der bald schon wieder die Grenze zu den aufständischen schottischen Stämmen markieren könnte. Wir fanden und finden bestätigt: Geschichte und selbst Erdgeschichte wiederholt sich.

Bis die letzten Tage!

Heinz Bück

 

Sound Check O´Meachair & Merriman 

 

Vorschau sowie letzter Aufruf für Samstag:

Celtic Night & Irish Folk am 3.9. in Aachen 20 Uhr

 

Ein neues Format in einer grandiosen Atmosphäre

Wir machen Musik. Das Konzert zu unserem 10jährigen Jubiläum im letzten November hat ein eigenes Format geprägt: "The Celtic Ways in Concert". Petra Eisenburger und ihre Agentur „Concert Connections“ legt es mit uns zusammen deutschlandweit auf: Live-Musik und Bilderwelten. 

Im Aachener Grenzland kommt ein besonderer Veranstaltungsort hinzu, das spirituelle Ambiente der gotischen City-Kirche. In ihrem wunderbaren Kirchenraum mit seiner fabulösen Akustik vereinen sich leidenschaftliche Musik und Fotografie aus der keltischen Lebenswelt zu einem unvergesslichen Erlebnis: "The Celtic Ways in Concert".

Zur Event-Seite und den Konzerten

 

Noch Karten reservieren für das Konzert am 3.9.?  Danach Pub?

Das Eröffnungskonzert in der Aachener City-Kirche/ Nikolauskirche geben nächsten Samstag, dem 3. September, drei irische Musiker: Eoin O´Meachair und Liam Merriman zusammen mit Paul Grant mit Irish & Americana Folk. Gerahmt wird das Konzert von einer Slideshow aus Bildmotiven aus Irland: Inseln der Grünen Insel.  Die virtuelle Reise führt durch Nordirland und die Republik und hinaus zu ihren vorgelagerten Inseln: von der Antrim Coast zum Donegal zu den Aran Islands und hinab bis Kerry und Cork. 

Wir freuen uns auf die erste Celtic Night mit Irish Folk. Wer mag, kommt zum Ausklang mit in den Pub.

Programm und Kartenreservierung

 

Wieder im Aachener Grenzland zu erleben, die Kultband des modernen Irish Folk: Doolin' bei einer visuellen Irlandumrundung. Jetzt und hier Karten fest reservieren.

Erstmals in Aachen spielt Dallahan im Januar 2017.  Eine schottische Band mit ungarischem Geiger. Da geht die Highland-Pusta ab. Hier ist das Programm zum Vormerken

 

Sommerreportage 2016: "Britische Inseln und Küsten"

 
 

Wir melden uns mit ersten Berichten und mit Bildern von unterwegs. „The Celtic Times“ – unser sporadischer Newsletter von den Rändern Europas – berichtet in dieser und den kommenden Ausgaben über „Britsche Inseln und Küsten“, das diesjährige insulare Abenteuer im Ärmelkanal und in UK:

I Isle of Wight II Kanalinseln III Wales und Scottish Borders.

Den offenen letzten Teil IV beschließen die Isles of Scilly (56 % für die EU). Sie liegen westlich von Cornwall (56,5 % für Brexit) in der Keltischen See. Wir hatten sie im Frühjahr zu Fuß besucht und wider alle Hoffnung im Sommer den Weg zurück nicht mehr gefunden.

Zur Landing Page "The Celtic Ways" unter: www.the-celtic-ways.de