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Triageentscheidungen auf Intensivstationen: eine Zwischenbilanz

Ende März haben die SAMW und die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) Richtlinien für Triageentscheidungen auf Intensivstationen im Zusammenhang mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) veröffentlicht. Glücklicherweise hat sich die Situation in der Schweiz bisher nicht so stark zugespitzt, dass die Richtlinien zur Anwendung kamen. Dennoch werden sie – auch in der Öffentlichkeit – intensiv diskutiert. Dieser Newsletter bietet eine Zwischenbilanz.

Bisher konnten die befürchteten Engpässe in den Schweizer Spitälern vermieden werden dank Massnahmen wie Beschränkungen von Wahleingriffen einerseits und dank den rigorosen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens andererseits. Die → Triage-Richtlinien werden seit Veröffentlichung breit diskutiert und haben zu zahlreichen Rückmeldungen geführt. Grundsätzlich wurden sie als rasche und konkrete Hilfestellung begrüsst, aber auch von kritischen Stimmen und – je nach Betroffenheit der Absender sehr unterschiedlichen – Änderungswünschen begleitet. Wie geht die SAMW damit um?

Aufarbeitung der Covid-19-Pandemie
Auf Grund der aktuellen Situation sind die SAMW und die SGI zum Schluss gekommen, dass ein zeitnahes Update der Triage-Richtlinien nicht erforderlich ist. Vielmehr müssen im Rahmen einer umfassenden Aufarbeitung der Covid-19-Pandemie die eingegangenen Rückmeldungen sorgfältig geprüft werden, um zu entscheiden, inwiefern die Richtlinien Anpassungen erfahren bzw. ob sie in Kraft bleiben.

Obwohl die Richtlinien ausdrücklich festhalten, dass das Alter per se kein Triagekriterium ist (S. 3), wurde die SAMW öffentlich mit dem Vorwurf der «Altersdiskriminierung» konfrontiert. Die Richtlinien sind für Fachpersonen und nicht für medizinische Laien bestimmt, dennoch scheint eine Klärung dieser Frage sinnvoll. Bei den hochaltrigen Patienten zeigen die Daten nicht nur in Bezug auf Covid-19, sondern für intensivmedizinische Indikationen generell, eine schlechtere Überlebenschance. Dies schliesst aber nicht aus, dass es ältere Patienten gibt, die gesünder sind als jüngere und im Fall einer nötigen Triage bevorzugt behandelt würden. 

Gestützt auf die Richtlinien würde nie allein aufgrund eines Kriteriums bei einem Patienten entschieden; der Entscheid muss immer in Relation stehen zur Prognoseeinschätzung der anderen Patienten, die auf eine intensivmedizinische Behandlung angewiesen sind. Die Liste der Kriterien ist lang und von einer «Altersdiskriminierung» kann keine Rede sein.

Die Debatte breit führen
Die Richtlinien sind eine Hilfestellung für medizinische Fachkräfte und können nie absolut gelten – Triageentscheidungen müssen immer situativ gefällt werden. Wie herausfordernd diese Entscheidungen sein können, veranschaulichen fiktive Beispiele im Fragebogen von → ethix. Diese Online-Umfrage soll dazu beitragen, die ethische Debatte breit zu führen. Die SAMW motiviert dazu, den Fragebogen auszufüllen. → Zur Umfrage

Die Richtlinien und weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: → samw.ch/de/coronavirus

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