Die Tops und Flops der Woche
Good Governance…
Leadership: Mit sozialen Netzwerken gegen Herrschaftswissen
Gisbert Rühl gehört zu den Managern, die die Digitalisierung besonders entschlossen vorantreiben. Zentrales Element seiner Bemühungen sei ein neues internes soziales Netzwerk, berichtete der Chef des Stahl- und Metallhändlers Klöckner nun in einem Interview. Das Portal erlaube Kommunikation über Hierarchie- und Standortgrenzen hinweg, so Rühl. Gerade im „mittleren Management“ seien zuvor bisweilen Infos zurückgehalten worden. Mit derlei Abteilungsdenken und Herrschaftswissen soll nun Schluss sein. Wir meinen: Wer in „Ab-Teilungen“ denkt, teilt auch gedanklich ab, was zusammengehört. Rühl scheint einen interessanten Weg gefunden zu haben, dieses Denken zu überwinden.
Deutsche Bank: Warum nicht alles schlecht ist
Wenn jemand am Boden liegt, ist es einfach, draufzutreten. Wir möchten an dieser Stelle eine Lanze für die Deutsche Bank brechen. Sicher: Das Geldhaus und seine Aufsichtsräte haben bis zuletzt Fehler gemacht. Dazu gehört der öffentliche Streit um Georg Thoma genauso wie mangelndes Gespür in Sachen Managergehälter, das zu einer krachenden HV-Niederlage
führte. Aber bei allen Negativ-Schlagzeilen sollte niemand vergessen: Das Gremium um Paul Achleitner hat zugleich wichtige Veränderungen angeschoben. So ist der Aufsichtsrat heute kompetenter besetzt (GermanBoardNews vom 27. Mai), und angesichts einer Rekordzahl von Sitzungen kann von mangelndem Engagement auch keine Rede sein. Zudem wurde mit John Cryan ein CEO geholt, der glaubhaft einen Kulturwandel verkörpert – wie beispielsweise seine Aussagen zu Banker-Boni zeigen. Die Basis für eine Besserung ist damit gelegt. Hoffen wir, dass die Zeit reicht.
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… and bad Governance
Divestments: Wenn Investoren die Reißleine ziehen
Was haben Samsung und VW gemeinsam? Richtig: Sie werden von schweren Skandalen erschüttert (Galaxy Note 7, Dieselgate). Und sie sind in besonderem Maße durch fragwürdige Governance-Praktiken aufgefallen – seien es überhöhte Boni, Interessenkonflikte im Aufsichtsrat oder autoritäre Führungsstrukturen. Zufall? Wohl kaum. Das meinen nicht nur wir, sondern auch namhafte Investoren: Gespräche in jüngster Zeit haben uns gezeigt, dass Corporate Governance als Kriterium für Investments massiv an Bedeutung gewinnt. Unternehmen mit niedrigen Standards müssen deshalb nicht mehr „nur“ mit Kritik oder HV-Niederlagen rechnen, sondern auch mit „Divestments“. Das heißt konkret: Sinkende Aktienkurse, steigende Übernahmerisiken. Aufsichtsräte sind aufgerufen, vorzubeugen.
Diversity: Wenn Männer neue Erkenntnisse ignorieren
Laut einer aktuellen PwC-Umfrage glauben nur 24 Prozent der männlichen Board-Mitglieder, dass Diversity in der Chefetage gut fürs Unternehmen ist. Eine überraschende niedrige Quote. Schließlich haben in den letzten Jahren mehrere seriöse Studien untermauert, dass mit dem Frauenanteil die Performance steigt – etwa, weil es tendenziell weniger Governance-Skandale
gibt. Wir meinen: Wer Unternehmen führt oder überwacht, sollte sich nicht allein auf eigene Erfahrungen oder gar Bauchgefühle verlassen, sondern objektive Erkenntnisse einbeziehen. Und das führt im Fall der Frauenquote zu einem klaren Ergebnis. Offen bleibt allerdings die Frage, bis zu welchem Prozentsatz der genannte Zusammenhang statistisch nachweisbar ist. Falls es dazu Studien gibt, freuen wir uns über Hinweise.
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Aus den Gremien
Abschiede bei CA Immo
Wolfgang Ruttenstorfer, Barbara Knoflach und Maria Doralt legen am 10. November ihre Aufsichtsratsmandate bei CA Immo in Österreich nieder. Die Gesellschaft wird die freien Plätze im bislang 16-köpfigen Kontrollgremium nicht neu besetzen. Nächstes Jahr will CA Immo mit der ebenfalls österreichischen Immofinanz fusionieren.
Umbruch bei Werder
Beim Bundesligisten Werder Bremen verlassen Ex-Manager Willi Lemke, Hans Schulz und Werner Brinker am 21. November den sechsköpfigen Aufsichtsrat. Ihre Nachfolger werden wohl die Unternehmer Kurt Zech und Thomas Krohne sowie der Kommunikationschef der Bremer-Lagerhausgesellschaft (BLG), Andreas Hoetzel.
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Ministerin zu spät dran
Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat den AR-Posten beim familieneigenen Waagenhersteller Bizerba erst acht Tage nach ihrem Amtsantritt als Ministerin abgegeben, wie sich jetzt herausstellte. Damit verstieß die CDU-Politikerin gegen Ministerrecht. Die Folgen sind „in der Rechtsprechung nicht geklärt“.
Prominenter Beirat
Ernst Schwanhold, langjähriger SPD-MdB und Ex-BASF-Manager, ist dem Beirat von EIM Executive Interim Management beigetreten. Dem Gremium gehören auch Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer, Ex-CSU-Politiker Otto Wiesheu, Ex-Bertelsmann-Manager Klaus Eierhoff und Ex-EnBW-Chef Utz Claassen an.
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Investoren-Szene
Fonds für (mehr) Frauen
Die US-Fondshäuser Jupiter Asset Management und Old Mutual Global Investors wollen künftig gegen männliche Board-Kandidaten stimmen, wenn ihrer Meinung nach zu wenig Frauen im jeweiligen Gremium sitzen. Mit dem „30-Prozent-Club“ wollen die Fondsgesellschaften zudem öffentlich für mehr Damen in Führungspositionen werben.
Fördert Blackrock Kartelle?
Blackrock hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, Kartell-Verhalten zu fördern. Das große Investmentfirmen Aktien von mehreren Firmen einer Branche hielten, behindere den Wettbewerb nicht, meint Deutschland-Chef Christian Straub. Man nehme zwar „Aktionärsinteressen“ wahr, mische sich aber nicht ins Tagesgeschäft und „insbesondere nicht in die Preis- und Produktstrategie“ ein. Zudem beanspruche Blackrock „in der Regel“ keinen Sitz im Aufsichtsrat.
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Ein Dank an die Aktivisten
„Aktivistische Aktionäre haben uns gezwungen, unsere Strategie, deren Umsetzung sowie die Kapitalallokation effizienter zu evaluieren“. 80 Prozent der Board-Mitglieder stimmen dieser Aussage laut einer aktuellen Umfrage „zumindest teilweise“ zu. Ein ähnlich hoher Anteil meint, dass der wachsende Druck durch Aktivisten tatsächlich zu Verbesserungen im Unternehmen geführt hat.
Hermes fordert Salary Cap
Hermes Investment hat britische Unternehmen aufgefordert, die Gehälter ihrer CEOs zu deckeln. Die jeweilige Obergrenze solle dann mit den Anteilseignern diskutiert werden. "Wir fordern einfachere Systeme mit niedrigen variablen Vergütungen", sagte Hermes-Manager Hans-Christoph Hirt, der die Vergütungsausschüsse der Boards stärker in die Verantwortung nehmen will.
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"Ich rufe wegen des Verhalten Ihres Sohnes in der Schule an."
"Mein Sohn ist 34 und Lehrer..."
"Sie wissen also, um wen es geht."
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